Über 100 Jahre Acht-Stunden-Tag – Wird’s Zeit für weniger Arbeit?
Shownotes
„Geschichte wird gemacht” ist eine Produktion von Hauseins im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung.
Host: Maria Popov
Redaktion: Katharina Alexander für Hauseins und Dieter Pougin für die Hans Böckler Stiftung
Produktionsleitung: Melanie Geigenberger
Schnitt und Sounddesign: Joscha Grunewald
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw26-pa-arbeit-soziales-arbeitszeiten-556702
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/fdp-parteitag-lindner-110.html
Forschungsförderung-Report Nr. 10: Leben und Arbeiten in Flexibilität: Befunde und Konzepte für die Arbeitszeitgestaltung von morgen https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008694
Auf einen Blick: Arbeitszeitgestaltung https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-arbeitszeitgestaltung-50838.htm
Auf einen Blick: Flexible Arbeitszeiten https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-19844.htm
Informations- und Literatursammlung der Forschungsstelle Arbeit der Zukunft: Atmende Arbeitszeiten https://www.arbeit-der-zukunft.de/atmende-arbeitszeiten-13563.htm
Transkript anzeigen
Geschichte wird gemacht: Episode 3
Über 100 Jahre Acht-Stunden-Tag – Wird’s Zeit für weniger Arbeit?
Redaktion: Katharina Alexander (Hauseins), Dieter Pougin (Hans Böckler Stiftung)
Produktionsleitung: Melanie Geigenberger (Hauseins)
SKRIPT FOLGE 3
EINSTIEG
MUSIK: PODCAST OPENER WORKERS GRIME
Maria
Hey, ich bin Maria Popov. Und ihr hört ‘Geschichte wird gemacht’.
https://www.youtube.com/watch?v=BehnxhnJC-Y
00:31
“Ist die sogenannte Generation Z oder Gen Z faul?“
Maria
Diese Frage wurde in einem Video des Youtubekanals “13 Fragen”diskutiert. Und insgesamt begegnet mir diese Diskussion gerade sehr häufig, weil vor allem jüngere Leute oft keine Lust mehr auf eine 40-Stunden-Woche haben. Zumindest wirkt das in der öffentlichen Debatte oft so.
Musik
Maria
Dabei ist der Wunsch, weniger zu arbeiten, überhaupt nicht neu. Schon seit etwa 150 Jahren kämpft die Arbeiterbewegung dafür, dass Menschen kürzere Arbeitstage kriegen. Damals waren die Arbeitsbedingungen natürlich ganz anders als heute. Wir schauen uns in dieser Folge von “Geschichte wird gemacht” die Diskussion um unsere tägliche Arbeitszeit mal genauer an. Wie kam es eigentlich dazu, dass wir in der Regel höchstens acht Stunden am Tag arbeiten müssen? Und wie lang oder kurz werden unsere Arbeitstage wohl in Zukunft sein?
Musik
Maria
Eine kleine Digitalagentur aus Bielefeld hat vor ein paar Jahren ein radikales Experiment gestartet und getestet, ob ein Fünf-Stunden-Tag funktionieren kann.
Lasse Rheingans
[10:21] Ich selber habe zwei Kinder, die mittlerweile ein bisschen größer sind, aber damals auch noch kleiner waren. Um ein Uhr kann man die halt zum Mittagessen abholen. Ne, das sind so einfach so ganz simple Sachen, die plötzlich möglich sind. Und vor allem, wenn 25-Stunden-Woche das neue Vollzeit wird, wie bei uns damals, ähm, ist das eine, eine tolle Idee für Chancengleichheit, eine tolle Idee für wir können plötzlich Care-Arbeit übernehmen, die sonst nicht möglich wäre.
Maria
Das ist Lasse Rheingans. Er ist Unternehmer aus Bielefeld und hat dort vor sieben Jahren in seiner Firma einen Fünf-Stunden-Tag eingeführt – bei gleichem Gehalt. Eine seiner Angestellten damals ist Jana. Als sie von der Idee hört, ist sie erstmal stutzig.
Jana
[1:12] Einerseits total cool, wer will nicht weniger arbeiten fürs gleiche Gehalt?! Ähm Auf der anderen Seite, klar habe ich mich gefragt, wie soll das bitte gehen? Das Gleiche, was ich früher in acht Stunden geschafft habe, in fünf schaffen.
Maria
Lasse Rheingans geht es damals einerseits darum zu schauen, wie sich die Produktivität im Unternehmen verändert, wenn alle kürzer arbeiten. Und wie es sich auf die Stimmung in der Firma auswirkt, wenn das Team mehr Freizeit hat. Außerdem möchte er eine klarere Abgrenzung schaffen zwischen Arbeit und Freizeit.
Lasse Rheingans
[25:08] Menschen sind sozialisiert auf eine Art, dass die hart arbeiten müssen. So, und diese harte Arbeit in selbstorganisierten Zeiten und mit hoher Flexibilität führt dazu, dass man über seine eigene Sozialisierung stolpert und man plötzlich sich viel zu viel Arbeit aufhalst und immer arbeitet und die Arbeit entgrenzt ist. Und das führt zu Gesundheitsproblemen.
Maria
Damit der Fünf-Stunden-Tag klappt, verändert die Firma damals einiges an ihrer Arbeitsweise. Es gibt weniger Meetings und Absprachen über E-Mails. Alle Kunden kriegen die Info: nach 13 Uhr ist hier niemand mehr erreichbar. Dadurch soll jede Person die Möglichkeit haben, sich voll auf ihre Aufgaben konzentrieren zu können. Jana erinnert sich so:
Jana
[3:42] Wir haben wirklich ähm versucht, unseren Tag so krass zu komprimieren und alles, was wir vorher geschafft haben, in diese fünf Stunden zu packen und das erfordert eine ganz massive Fokussierung über einen ganz langen Zeitraum.
Maria
Der -Stunden-Arbeitstag ist damals ein einmaliger Versuch in Europa.
Jana
2:26 Die deutlichste Veränderung, die man spürt, ist natürlich, dass man einfach mehr Zeit hat, eben um Sachen, die man sonst immer vor sich herschiebt, zu erledigen, wie beispielsweise die Steuererklärung, Aber man hat natürlich auch auf einmal mehr Zeit, Freunde zu treffen und mehr Zeit für private Dinge. Ich habe zum Beispiel einen Hund, den hatte ich damals auch schon. Jetzt musste ich im Winter plötzlich nicht mehr um fünf, wenn alles dunkel und eklig war mit dem Hund noch eine Runde drehen, sondern ich konnte das eben schon ähm, wenn ich's geschafft habe nach fünf Stunden den Stift niederzulegen, dann im Hellen noch einmal auf die Hundewiese.
Maria
Jana fängt an, Klavierunterricht zu nehmen und hat mehr Zeit für ihre Freundschaften. Gleichzeitig ist sie nach den Arbeitstagen trotzdem ziemlich platt – klar, wer sich fünf Stunden am Stück hart konzentrieren muss, kommt auch irgendwann an seine Grenzen. Inzwischen hat die Firma ihr Arbeitsmodell wieder umgestellt und setzt auf eine 4-Tage-Woche. Statt als Digitalagentur zu arbeiten, beraten sie heute Unternehmen dabei, wie eine Arbeitszeitverkürzung für alle gut funktionieren kann.
Lasse Rheingans
[19:17] Wir sind aus gutem Grund wieder weg, unter anderem, weil wir eben Beratungen leisten und das oft Tages-Workshop sind und das auch wichtig und gut ist, dass man da einen Tag sich einfach irgendwo einschließt und gemeinsam mit den Teams der Kunden oder mit der Geschäftsführung der Kunden einfach arbeitet.
[19:41] Deswegen macht für uns halt eine Vier-Tage-Woche, die wir jetzt austesten, viel mehr Sinn.
Maria
Das gefällt auch Jana ziemlich gut. Vor allem, weil sie inzwischen Mutter von zwei kleinen Kindern ist.
Jana
8:50 Die Vier-Tage-Woche, die passt mir auf jeden Fall besser wegen , wie ich eben gerade gesagt habe, meiner Rolle als Mutter. Ob das ohne Kinder auch so gewesen wäre, weiß ich nicht. Ich fand den Fünf-Stunden-Tag auch gut.
9:17 Aber ich denke, genau darum geht's doch eigentlich. Darum nicht Vielleicht nicht darum, ob man in fünf Stunden arbeitet oder ob man eine Vier-Tage-Woche hat, sondern dass man die Möglichkeit von seinem Arbeitgeber bekommt, seine Arbeit ähm entsprechend der Bedürfnisse, die man hat und der Rollen, die man zu erfüllen hat, anpassen kann.
Musik
Maria
Bei Rheingans hat also geklappt, was für viele andere Arbeitnehmer*innen noch Utopie ist. Dabei ist der Wunsch, selbst mitentscheiden zu können, wie der eigene Arbeitstag aussieht weit verbreitet. Das beobachtet auch Eike Windscheid-Profeta. Er arbeitet bei der Hans-Böckler-Stiftung in der Forschungsförderung. Dort setzt er sich damit auseinander, wie gute Arbeit aussehen kann.
Eike Windscheid-Profeta
00:57 Arbeitszeiten werden ja aktuell mehr denn je äh wieder diskutiert und ganz im Vordergrund steht natürlich die Frage, müssen wir mehr arbeiten oder müssen wir weniger arbeiten.
Maria
Finanzminister Christian Lindner möchte zum Beispiel, dass es attraktiver wird, Überstunden zu machen. Seine Partei, die FDP, hat sogar im Bundestag vorgeschlagen, man solle das Arbeitszeitgesetz ändern, damit in Zukunft nicht mehr Acht-, sondern Zehn-Stunden Arbeit am Tag erlaubt sind.
Eike Windscheid-Profeta
5:05 Wir haben an vielen Stellen die Forderung, diese acht Stunden aufzuweichen und zu sagen, ich sage das gerade eben auch schon mal, äh vielleicht länger zu arbeiten, Höchstarbeitszeiten am Tag auszuweiten, ähm und betrieblichen Erfordernissen damit besser gerecht werden zu können. Ähm aber das ist problematisch, weil wir wissen, ab jeder Stunde, die wir sozusagen am Tag mehr arbeiten, über die acht Stunden hinaus, da drohen dann Unfälle, da drohen Produktivitätsverluste, Fehler, äh und so weiter auch äh sozusagen die Gefahr für Unfälle auf dem Weg nach Hause steigt äh und auch die Fehlzeiten aufgrund von Belastungen und so weiter nehmen dann stark zu.
Maria
Längere Arbeitstage sind also keine gute Idee. Politisch gibt es gerade auch noch andere Vorschläge, wie Arbeit anders organisiert werden könnte.
Eike Windscheid-Profeta
[2:21] Wir sprechen über verschiedene Dinge. Also das eine ist zum Beispiel, dass man sagt, man könnte ja auch Arbeitszeit äh flexibilisieren. Also man könnte ja auch ähm überlegen, Menschen fangen früher an, fangen später an, arbeiten am Abend noch mal nach, ähm je nachdem wie's die Arbeit erfordert. Da wissen wir aber schon aus ganz verschiedenen Studien, dass das nicht so eine richtig gute Idee ist, weil grade Eltern und insbesondere nochmal Frauen und Mütter ähm ja das eigentlich nicht wollen und auch für die keine gewinnbringende Option ist zum Beispiel sich am Abend noch mal hinzusetzen.
3:11 Und eine andere Überlegung ist dann eben zu sagen, können wir nicht Arbeitszeiten am Tag insgesamt verkürzen, also können wir es zum Beispiel mit einer 32 Stunden oder auch einer 35 Stunden Woche probieren, wo wir real mehr freie Zeit am Tag den Menschen einräumen können äh können, damit sie gewissermaßen den Dingen nachgehen können, die sie für wichtig erachten. Und das kann auch mal etwas anderes sein als zum Beispiel Care. Wir wissen das aus einer eigenen Befragung, die Leute gefragt haben, na ja, was würdet ihr denn machen, wenn ihr mehr Zeit hättet oder könntet ihr euch vorstellen, weniger zu arbeiten und was würdet ihr dann machen? Die Leute haben gesagt, na ja, wir würden halt auch gerne mal, nur Zeit für uns haben.
3:56 Wo es nicht drum geht, andere zu pflegen oder andere zu betreuen, sondern mal nur Zeit für sich haben für die eigene Regeneration und das ist etwas, was, wenn man Arbeitszeit verkürzt und beispielsweise erreichen könnte.
Maria
Insgesamt haben viele Menschen Interesse daran, weniger zu arbeiten, nicht nur Gen Z. Aber obwohl heute viele in Frage stellen, ob der Acht-Stunden-Tag wirklich die beste Lösung ist: Vor über 100 Jahren, am Anfang des 20. Jahrhunderts war es geradezu unvorstellbar, mal nur acht Stunden am Tag arbeiten zu müssen.
Musik
Historischer Part
Maria
Es ist der 14. November 1918, ein Donnerstag. Wir sind in Berlin, im Luxushotel Adlon, schräg gegenüber vom Brandenburger Tor. Auch Kaiser Wilhelm der Zweite, der letzte deutsche Kaiser, soll hier gerne zu Gast gewesen sein. Vor nicht einmal einer Woche hat er auf den Thron verzichtet und die Weimarer Republik wurde ausgerufen. Zwei Tage später, am 11. November, war der erste Weltkrieg vorbei. Der Waffenstillstand wurde unterzeichnet.
Atmo Protestrufe, Menschenmengen
Maria
Aber es herrscht weiterhin Unruhe. Arbeiter*innen sind auf den Straßen. Sie feiern das Ende der Monarchie und machen sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen stark.
Atmo Ende
Maria
Diese aufgeheizte Stimmung spürt man auch im Adlon Hotel. Hier haben sich Großindustrielle versammelt, um gemeinsam zu beraten, wie sie am besten mit der aktuellen Situation umgehen sollen. Sie alle gehören zum Hauptvorstand des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller. Und sie haben eigentlich überhaupt kein Interesse daran, etwas von ihrer wirtschaftlichen Macht abzugeben und erst recht nicht ihrem Reichtum zu verlieren.
Da ist zum Beispiel Ernst von Borsig, Chef der Firma Borsig, der sein Geld mit Dampflokomotiven und Waffenteilen verdient. Borsig war vor dem 1. Weltkrieg einer der reichsten Männer Preußens. Oder Hugo Stinnes. Er macht sein Geld mit dem Handel von Kohle, Stahl und Zeitungen. Und außerdem sitzt noch Ewald Hilger am Tisch. Der ist Bergwerksdirektor und stellvertretende Vorsitzender des Vereins. Er leitet auch die Versammlung. Und er hat eine klare Botschaft an die Männer im Raum.
Zitat Hilger
„Wir kommen heute ohne die Verhandlungen mit den Gewerkschaften nicht weiter. Denn nur durch die Verhandlungen speziell mit den Gewerkschaften können wir Anarchie, Bolschewismus, Spartakusherrschaft und Chaos verhindern.“
Maria
Ewald Hilger setzt sich also dafür ein, mit den Gewerkschaften zu verhandeln. Nicht aus Menschenliebe oder weil ihm faire Arbeitsbedingungen wichtig sind, sondern um eine Revolution zu verhindern, wie es sie im Jahr davor in Russland gab. Die Gewerkschaften haben eine – aus Hilgers Sicht – besonders freche Forderung: kürzere Arbeitstage für alle!
Aber um zu verstehen, warum Ewald Hilger zu solchen Verhandlungen bereit war, müssen wir erstmal ein paar Jahre zurückgehen und klären, woher überhaupt die Idee des Acht-Stunden-Tags kommt.
Michael Schneider
[00:24] Also die Forderung nach dem Achtstundentag ist natürlich schon viel, viel älter. Ähm Die ist zum ersten Mal meines Wissens 1900Quatsch 1817 von Robert Owen erhoben worden, als in England die Industrialisierung gerade anfing. Er hat das auf die Formel gebracht, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit und Erholung. Da war die Forderung nach dem Achtstundentag geboren, aber das entsprach nun überhaupt nicht der Realität in der Industrie.
Maria
Das ist Michael Schneider. Ihn kennt ihr schon aus der letzten Folge zur Zerschlagung der Gewerkschaften. Michael Schneider ist Historiker und hat sich auf die Geschichte der Gewerkschaften spezialisiert.
Michael Schneider
[00:59] Zehn Stunden bis zwölf Stunden am Tag waren Anfang des 19. Jahrhunderts sowohl in England als auch in Deutschland üblich, und das an sechs Tagen in der Woche.
Maria
Damals ist es also völlig normal, auch am Samstag zu arbeiten.
Michael Schneider
[01:12] Man kommt mühelos auf eine Arbeitszeit von 70 bis 80 Stunden in der Woche. Das verlängert sich im Laufe der Industrialisierung sogar noch Ähm aus mehreren Gründen. Das eine, es gibt ein Überangebot an Arbeitskräften. Und das andere, die Maschinen, die zunehmend eingesetzt werden ab Mitte des 19. Jahrhunderts dann auch in Deutschland, diese Maschinen kosten viel Geld. Und je länger sie laufen und umso schneller sie laufen, desto höher ist der Profit, desto schneller rentieren sie sich. Also dementsprechend ist man auf die Idee verfallen, die Arbeitszeit zu verlängern.
Maria
Zu diesem Zeitpunkt – also in den 1830er Jahren arbeiten übrigens nicht nur Männer in den Fabriken. Frauen und Kinder aus ärmeren Verhältnissen schuften ebenfalls an den Maschinen. Und es gibt noch einen anderen Bereich, in dem sie tätig sind: die Heimarbeit.
Michael Schneider
[29:22] Heimarbeit bezeichnete im 19. Jahrhundert eine Tätigkeit, die anders als die Fabrikarbeit, im heimischen Haus in der heimischen Wohnung ausgeführt worden ist. Also, während die Industriearbeit den übergroßen Anteil an der Arbeiterschaft, an Arbeitern und Arbeiterinnen ausmachte, waren es um die Mitte des 19. Jahrhunderts, ungefähr zehn Prozent der Erwerbstätigen, die in Heimarbeit arbeiteten. Heute würde man vielleicht sagen, das war so was wie Scheinselbstständigkeit.
Maria
Oft arbeiten die Heimarbeiter*innen nämlich nur für einen oder wenige Auftraggeber und sind dadurch sehr abhängig davon, dass diese mit ihrer Arbeit zufrieden sind.
Michael Schneider
[30:28] Bezahlt wurden sie aber nicht nach Arbeitszeit, sondern nach Stückkosten. Mit anderen Worten, äh wer als Handweber und in Heimarbeit arbeitete, der bekam nicht acht Stunden am Tag bezahlt, sondern wenn er so und so viel Meter ablieferte an Stoff. Wer bei der Spielwarenindustrie in Thüringen Spielwaren schnitzte und bastelte, der bekam eben für hundert Engelchen ein gewisses Geld, aber nicht für die Zeit, die er dafür aufwandte.
Maria
Die Werkzeuge, die die Heimarbeiter*innen für ihre Arbeit brauchen, haben sie zu Hause und können sich ihre Arbeit so legen, wie sie in ihren Tag passt.
Michael Schneider
[30:59] Aus heutiger Sicht würde man sagen, ähm Heimarbeit hatte aus der Sicht vieler Betroffener den Vorteil einer relativen Zeitsouveränität. Man konnte sich die Arbeit ja über den Tag selber einteilen, sodass es eine attraktive Tätigkeit vor allen Dingen für Frauen angesichts der damalig gültigen Rollenverteilung war. Das heißt, man konnte den Haushalt betreuen, man konnte sich um die Kinder kümmern und dann hat man bis spät in die Nacht seine Heimarbeit verrichtet. Was schon deutlich macht, dass Heimarbeit zu einer Entgrenzung der Arbeitszeit damals geführt hat.
Maria
Wer immer arbeiten kann, hat eben auch nie Feierabend. Vielleicht ist es also doch besser, in der Fabrik zu arbeiten? Die Arbeit dort gilt immerhin als leichter als zum Beispiel die in der Landwirtschaft. Und das obwohl die Arbeitsbedingungen extrem schlecht sind und viele Menschen krank machen. Auch Kinder arbeiten in den Fabriken, oft acht bis zehn Stunden am Tag.
Michael Schneider
[2:18] Und diese beiden Gruppen, Kinder und Frauen galten ab Mitte des 19. Jahrhunderts bürgerlichen Sozialreformern, kirchlichen Sozialreformern und der entstehenden Arbeiterbewegung als besonders schützenswert. Bei den Kindern war es einerseits natürlich, dass sie besser in die Schule gehen sollten und nicht arbeiten gehen sollten, und ein zweites Argument dass aus der Sicht nicht nur von Militaristen durchschlagen war, dass die Kinder frühzeitig unter Mängelerscheinungen litten, weswegen sie als Rekruten nachher, bei der Ausbildung zum Militärdienst, nicht richtig zu gebrauchen waren.
Maria
Es geht also nicht vorrangig um den Schutz von Kindern und Jugendlichen, sondern vor allem darum, dass sich die Soldaten von morgen nicht schon kaputt arbeiten, bevor sie in den Krieg müssen. Darum wird Mitte des 19. Jahrhunderts die Preußische Gewerbeordnung erlassen, die die Arbeitsbedingungen für Kinder- und Jugendliche besser regeln soll.
Michael Schneider
[03:05] Und auch der Frauenarbeitsschutz wurde nach und nach verstärkt. Diese beiden Gruppen haben eine Einschränkung ihrer Arbeitszeit, Einschränkungen von Schichtzeiten und besondere Schonzeiten gesetzlich oder per Verordnung garantiert bekommen.
Maria
Für die Männer gelten diese Regeln aber erstmal nicht. Die wöchentliche Arbeitszeit in den 1850er Jahren liegt in der Industrie bei knapp 80 Stunden in der Woche – also doppelt so viel wie heute in einer normalen Arbeitswoche.
Michael Schneider
[3:34] Und dann tritt die Arbeiterbewegung auf den Plan.
Maria
Die katastrophalen, menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen führen dazu, dass sich die Arbeiter*innen organisieren. Am Anfang passiert das in Selbsthilfevereinen für Kankheits- und Sterbefälle und in Bildungs- oder Streikvereinen. Und 1848 gründen Buchdrucker und Zigarrenarbeiter die ersten Gewerkschaften. 15 Jahre später entsteht der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein, die erste gesamtdeutsche Arbeiterpartei in Deutschland, aus der später die SPD wurde.
Musik
Maria
Von Anfang an sind kürzere Arbeitstage eine zentrale Forderung der Arbeiterbewegung. International wird der Acht-Stunden-Tag gefordert. Auch der Kapitalismuskritiker Karl Marx macht sich dafür stark. Für ihn machen Arbeitszeiten von mehr als acht Stunden den Arbeiter zu einem Teilmenschen und verwandeln seine Lebenszeit in Arbeitszeit.
Zitat Marx
“In seinem maßlos blinden Trieb, seinem Werwolfs-Heißhunger nach Mehrarbeit, überrennt das Kapital nicht nur die moralischen, sondern auch die rein physischen Maximalschranken des Arbeitstags.“
Maria
So schreibt es Marx in seinem Buch “Das Kapital”. Außerdem argumentiert er: Wer mehr als acht Stunden arbeiten muss, hat nicht genug Zeit, um sich bis zur nächsten Schicht zu erholen.
Zitat Marx
“Den gesunden Schlaf zur Sammlung, Erneuerung und Erfrischung der Lebenskraft reduziert es auf so viel Stunden Erstarrung, als die Wiederbelebung eines absolut erschöpften Organismus unentbehrlich macht.”
Maria
Marx ist also ein brennender Verfechter des Acht-Stunden-Tages. In Deutschland hätte man sich damals auch mit etwas weniger zufriedengegeben.
Michael Schneider
[4:15] Da ging es konkret in Deutschland um die Einführung des Zehn-Stunden-Tages, also die Verringerung der Arbeitszeit, die vielfach noch zwölf Stunden, elf Stunden, zehn, Dreiviertelstunden betragen hat auf zehn Stunden. Und das war schon hart genug umkämpft.
Maria
Die Arbeitgeber sind davon nämlich gar nicht begeistert. Sie haben Angst um ihre Gewinne und wollen sich nicht das Recht nehmen lassen, zu bestimmen, wie viele Stunden am Tag sie ihre Arbeiter*innen ackern ließen.
Michael Schneider
[06:03] Die Lebenssituation ähm der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen waren ja geprägt von überlangen Arbeitszeiten, die weit, In den Alltag hineingegriffen haben. Aber die Arbeitsbedingungen waren ja auch sonst katastrophal. Also Dreck, Schmutz, Gefahr, äh Lautstärke am Arbeitsplatz. All das war ja der Alltag. Die Wohnverhältnisse waren elend, Die Arbeitswege, also der Weg von zu Hause zum Arbeitsplatz war oftmals sehr lang.
Maria
In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts gründen sich immer mehr Gewerkschaften und versuchen, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter*innen zu verbessern. Trotzdem sind kürzere Arbeitstage weiterhin eine Wunschvorstellung – und werden auf den 1. Mai-Demonstration von der Arbeiterbewegung immer wieder eingefordert.
Atmo: Protestrufe, Türschlagen, Schritte
Maria
1903 kommt es in Crimmitschau, einer Stadt in Sachsen, zu einem Massenprotest in der Textilindustrie. Es ist der erste größere Arbeitskampf, an dem mehr Frauen als Männer beteiligt waren. Für sie hatte der Protestruf “Eine Stunde für uns! Eine Stunde für unsere Familie! Eine Stunde fürs Leben” wegen der doppelten Belastung durch Lohnarbeit und Carearbeit eine besondere Bedeutung.
Michael Schneider
[9:35] Bei diesem Arbeitskampf ging's darum, dass die Textilarbeiter und -arbeiterinnen, die im Textilarbeiterverband organisiert waren, in Crimmitschau im Sommer 1903 gefordert haben, von zehn dreiviertel Stunden auf zehn Stunden zu gehen in ihrer Arbeitszeit. Also das konkrete Ziel des Arbeitskampfes war eine Verkürzung der Arbeitszeit um eine Dreiviertelstunde pro Tag. Die Arbeitgeber haben angeboten, man könnte doch die Mittagspause um eine Viertelstunde verlängern.
Maria
Außerdem bieten die Chefs an, dass sie sich für eine landesweite Verkürzung des Arbeitstages einsetzen würden, wenn die Streikenden mit ihrem Protest aufhören.
Michael Schneider
[10:27] Das haben die Streikenden verstanden als eine Verschiebung womöglich auf den Sankt Nimmerleinstag. Und dementsprechend haben sie an ihrem Streik festgehalten. Daraufhin sind sie im August ausgesperrt worden, wobei die Zahl der Ausgesperrten die der Streikenden um fast das zehnfache überstiegen hat. Also am Ende waren 6.000 Menschen, Männer und Frauen in diesen Arbeitskampf verwickelt.
Musik
Maria
Ausgesperrt werden – das heißt, dass die Arbeitgeber auch Menschen von der Arbeit ausschließen, die sich nicht am Streik beteiligen.
Michael Schneider
[15:00] Wenn ein Streik die Arbeitgeber ins Mark trifft oder sie es zumindest so verstehen, dann können sie die Arbeitnehmer aussperren. Das ist für die Gewerkschaften insofern ein enormes Risiko, als sie auf die Art und Weise ja nicht nur die Streikunterstützungfür die die Mitglieder ihre Beiträge bezahlt haben, also den Lohnausfall ausgleichen können, sondern sie zahlen dann auch eine Arbeitskampfunterstützung für diejenigen, die ausgesperrt werden. Je höher also die Zahl der Ausgesperrten die Zahl der Streikenden übersteigt, desto katastrophaler ist das für die Gewerkschaftskasse. Und genau das ist beim Textilarbeiterverband damals auch eingetreten. Das heißt, er war finanzunfähig am Ende. Trotz der Spendenzahlungen, trotz der Unterstützung der anderen Gewerkschaften.
Maria
Der Protest endet nach fünf Monaten ohne Erfolg. Obwohl es in anderen Textilfabriken bereits den Acht-Stunden-Tag gibt, bekommen die Arbeiter*innen in Crimmitschau nicht mal einen zehnstündigen Arbeitstag.
Michael Schneider
[10:57] Aber äh zwei Sachen sind für diesen Arbeitskampf durchaus als Erfolg zu werten. Einerseits, dass ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist – und im Übrigen auch in das Bewusstsein der männlichen Gewerkschafter – dass Arbeiterinnen auch zum Streik, zum Arbeitskampf fähig und bereit sind, denn wie gesagt, die Hälfte der damals streikenden, das waren Frauen.
Maria
Es gibt damals eine Postkarte von dem Protest, die sozusagen viral geht. Darauf ist eine Gruppe Frauen in schwarzen Kleidern zu sehen, die ernst in die Kamera schauen. Darunter steht: “Zehnstundentagkämpfer aus Crimmitschau. Hoch die Solidarität”. Falls euch die Rolle der Frauen in der Gewerkschaftsgeschichte interessiert, darüber sprechen wir in der nächsten Folge von “Geschichte wird gemacht”. Abonniert den Podcast am besten, wenn ihr die nicht verpassen wollt.
Michael Schneider
[11:58] Und der zweite Erfolg dieses Arbeitskampfes war, dass in der Tat 1908 ein Gewerbevereinsnovelle, Ähm eine Gewerbeordnungsnovelle dazu beigetragen hat, die Arbeitszeit für Frauen auf zehn Stunden zu begrenzen. Aber dieser Erfolg liegt natürlich drei bis vier Jahre später.
Musik
Maria
Bis zur finalen Einführung des Acht-Stunden-Tages vergehen dann nochmal zehn Jahre. Und damit sind wir wieder in Berlin, bei den besorgten Großindustriellen.
Michael Schneider
[20:02] 1918, der Krieg war verloren. Wir haben eine revolutionäre Situation. Und die Gewerkschaften haben ein Interesse daran, einerseits unter Beweis zu stellen, dass ihr Kurs schrittweise Reformen, große sozialpolitische Erfolge bringen wird. Die Arbeitgeber haben das Interesse, eine Revolution, einer Revolution den Wind aus den Segeln zu nehmen. Deswegen kommt es im November, am 15. November 1918 zum Abschluss des Novemberabkommens, zur Gründung einer Zentralarbeitsgemeinschaft zwischen Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften und vor allen Dingen, was die Sozialpolitik anlangt, zu dem Zugeständnis der sofortigen Einführung des Acht-Stunden-Tages.
Maria
Bei diesem Abkommen sitzen unter anderem die reichen Männer aus dem Adlon – Ernst von Borsig, Hugo Stinnes und Ewald Hilger mit den Vertretern der Gewerkschaften zusammen. Für die Gewerkschaften übernimmt Carl Legien die Verhandlung – darum spricht man auch vom Stinnes-Legien-Abkommen. Darüber haben wir auch in der ersten Folge von Geschichte wird gemacht gesprochen, in der es um das Tarifvertragsgesetz ging. Falls ihr die noch nicht gehört habt, findet ihr den Link dazu in den Shownotes.
Zum 1. Januar 1919 wird der 8-Stunden-Tag bei gleichem Lohn gesetzlich einführt. Für die Arbeiter*innen und die Gewerkschaften ist das damals ein riesiger Erfolg.
Michael Schneider
[25:36] In der Situation 1918, ‘19, ‘20, haben die Arbeitgeber diesen großen Schritt der Arbeitszeitverkürzung auch in der Tat anerkannt und umgesetzt. Aber schon bald, Anfang der 20er Jahre mit einer politischen Stabilisierung der Republik trotz Hochinflation aber mit, Erkenntnis, dass die Eigentumsverhältnisse in der Industrie durch die Revolution, durch die Gründung der Republik, nicht angetastet worden sind, hat man sich auf seine alten Positionen besonnen und hat auf eine Verlängerung der Arbeitszeit gedrängt.
Maria
In den 1920er Jahren wird der Acht-Stunden-Tag dann durch verschiedene Gesetze immer mehr aufgeweicht. Es werden eine ganze Menge Ausnahmen festgelegt, die es Arbeitgebern erlauben, ihre Angestellten länger zu beschäftigen. Auch die Sechs-Tage-Woche ist damals noch normal – und es wird auch noch knapp 30 Jahre dauern, bis sich das ändert.
Musik
Ende Historischer Part
Maria
Trotzdem: Die Einführung des Acht-Stunden-Tages ist ein Erfolg für die Gewerkschaften und die Grundlage vieler weiterer Kämpfe, die seitdem gewonnen wurden.
Heute ist er aber gar nicht mehr so die Norm, wie manche glauben. Das merkt zumindest Eike Windscheid-Profeta von der Hans-Böckler-Stiftung oft, wenn er sich mit dem Thema beschäftigt.
Eike Windscheid-Profeta
[4:27] Also wir haben es ja in Deutschland sehr, sehr oft mit Teilzeit zu tun und das aus Gründen, die ich gerade schon mal so ein bisschen angesprochen habe, weil die Menschen und insbesondere Frauen eben und da nochmal ganz besonders stark Mütter im Care-Verpflichtungen haben und sich gar kein Acht-Stunden-Tag leisten können in Anführungszeichen, also den Tag eben auch mit anderen Tätigkeiten verbringen, eben dann zum Beispiel Pflege oder Betreuung.
Maria
Fassen wir nochmal zusammen: wer mehr als acht Stunden am Tag arbeiten muss, kann sich irgendwann nicht mehr konzentrieren, schafft weniger und muss sich häufiger krankmelden. Die acht Stunden sind also eine Höchstgrenze – viele Menschen würden gerne weniger arbeiten.
Eike Windscheid-Profeta
[6:41] Verschiedenste Institute, die immer wieder Arbeitszeit, Wünsche und Bedarf erfragen und überall dort, also in diesen sämtlichen Daten zeigt sich eigentlich äh eine große Tendenz in Richtung Arbeitszeitverkürzung, ein großer Wunsch bei den Beschäftigten, ganz besonders bei den Vollzeitbeschäftigten. Äh Da sind wir dann ungefähr bei ähm ja 34 Stunden, wo sich das so einpendelt. Und bei den Teilzeitbeschäftigten, bei denen wir Wo ich gesagt hatte, dass auch schon sehr viele davon gibt in Deutschland. die wollen gerne manchmal ein bisschen mehr arbeiten, aber nicht eben vollzeitnah im Sinne von dieser typischen AchtStundenTag, 40-Stunden-Woche, sondern auch so zwischen 32 und 34 Stunden.
Maria
Die Traumarbeitszeit vieler Menschen liegt also bei 32 Stunden. Das ist entweder eine klassische 4-Tage-Woche mit jeweils Acht-Stunden-Tagen oder eine tägliche Arbeitszeit von etwa 6,5 Stunden.
Aber nur für kürze Arbeitszeiten zu kämpfen, reicht noch nicht.
Eike Windscheid-Profeta
[10:10] Wenn wir Arbeitszeiten anfassen, dann ist das immer nur ein Teil. Wir brauchen natürlich gute Arbeitsbedingungen insgesamt.
Maria
Wenn wir als Gesellschaft zum Beispiel wollen, dass Mütter und Väter die Care-Arbeit für ihre Kinder fair untereinander aufteilen, dann braucht es auch politische Impulse. Zum Beispiel wäre es gut, das Ehegattensplitting abzuschaffen. Dadurch werden Beziehungen mit Steuervorteilen belohnt, in denen eine Person sehr viel mehr arbeitet als die andere – also das klassische Familienbild von Papa als Versorger und Mama als Hausfrau.
Eike Windscheid-Profeta
[15:38] Und was auch noch wichtig ist, so eine Arbeitszeitreduktion kann nur funktionieren, wenn sie im Betrieb gut gestaltet ist.
Maria
Aus der Forschung weiß Eike Windscheid-Profeta, dass viele Arbeitnehmer*innen schon heute Bedenken haben, Angebote anzunehmen, durch die sie weniger arbeiten würden, wie zum Beispiel Brückenteilzeit, Eltern- oder Pflegezeit. Sie haben Angst davor, dass das negative Folgen für sie haben könnte.
Eike Windscheid-Profeta
[15:57] Zum Beispiel, wenn sie wiederkommen, ausgeschlossen zu sein von bestimmten Tätigkeiten, von Karrierepfaden oder dass wenn sie weg sind, ihre KollegInnen die verbliebene Arbeit für sie übernehmen müssen, was sie nicht möchten.
Maria
Und auch, wenn viele Menschen sich wünschen, weniger zu arbeiten: pauschal kann man das nicht für alle sagen.
Eike Windscheid-Profeta
12:22 Wir hatten ein Beispiel dafür in unserer Befragung zur Vier-Tage-Woche, wo Menschen gesagt haben, nein, ich möchte keine Vier-Tage-Woche. Mir gefällt die Arbeit so gut, ich möchte gar nicht reduzieren. Da würde man ja sagen, das ist ja total in Ordnung und niemand soll daran gehindert werden. Also gibt es offenbar Menschen oder auch Lebensphasen möglicherweise, in denen mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, die dann in Arbeit eingebracht werden können. Das wollen wir ja nicht unterbinden. Insofern geht's darum, Lebensphasen orientierte Arbeitszeitmodelle bereitzustellen, in denen Menschen möglicherweise Wahlmöglichkeiten haben.
Musik
Maria
Dass die allermeisten von uns heute total selbstverständlich nicht mehr als acht Stunden am Tag arbeiten, das haben wir den Gewerkschaften zu verdanken. Über 100 Jahre ist es inzwischen her, dass ihre Vertreter*innen den Acht-Stunden-Tag gegenüber den Großindustriellen in Berlin durchgesetzt haben. Und gleichzeitig geht die Diskussion darüber, was gute Arbeitsbedingungen ausmacht, eben immer weiter. Und es wird längst nicht mehr nur diskutiert, sondern auch ausprobiert was geht - und was nicht. So wie bei Rheingans, die den Fünf-Stunden-Tag probiert haben und letztendlich bei einer Vier-Tage-Woche gelandet sind.
Wie ist es bei euch? Wie lange arbeitet ihr und seid ihr zufrieden damit? Schreibt uns gerne auf Instagram oder in die Kommentare eures Streamingdienstes.
Musik
POSTROLL/ CREDITS
Maria
Das war “Geschichte wird gemacht”. Die nächste Folge erscheint in sechs Wochen. Abonniert den Podcast, um sie nicht zu verpassen. Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns gerne eine Bewertung da oder empfehlt uns weiter.
“Geschichte wird gemacht” ist eine Produktion von Hauseins im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung.
Ich bin eure Host: Maria Popov
Redaktion: Katharina Alexander für Hauseins und Dieter Pougin für die Hans Böckler Stiftung
Produktionsleitung: Melanie Geigenberger
Schnitt und Sounddesign: Joscha Grunewald
Tschüsss, bis zum nächsten Mal
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